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Sonntag, 21. Juli 2013

Hallo und Привет!

Mein Auslandsjahr in Russland ist vorbei, natürlich wird das alles trotzdem für immer ein unvergesslicher Teil meines Lebens bleiben.Es hat mir durchaus viel Spaß gemacht, euch ein Jahr lang von Russland zu erzählen, Bilder zu zeigen, Videos und Musik. Manchmal war es auch etwas anstrengend, Zeit zu finden um alles Erlebte aufzuschreiben und Bilder dazu auszusuchen und darauf zu achten, dass es halbwegs interessant bleibt. Und, natürlich, mal funktioniert das Internet nicht, mal findet man die Bilder nicht mehr auf dem Computer, kurz gesagt: So'n Blog macht viel Arbeit - aber wie gesagt, es macht auch Spaß. Vielleicht schreibe ich mal wieder, wenn mein ich finde, dass mein Leben vielleicht für andere interessant ist; doch jetzt heißt es erstmal:


Dieser Blog wird nicht mehr aktualisiert.

Vielen Dank für alle Leser, die immer mal oder vielleicht auch regelmäßig meinen Blog verfolgt haben. Mittlerweile waren es über 7.200! Ich freu mich über jeden Aufruf! Ihr ward auch ein Teil meines Austauschjahres.

Wer sich noch weiter für Russland interessiert oder wer noch etwas über mein Austauschjahr/über mich wissen will, der kann mir weiterhin eine E-Mail schreiben:
heinrich.bloginput@yahoo.de


                          Спасибо и до Свидания! 
 Alle Einträge bleiben bis auf Weiteres online hier verfügbar.

Hier die Liste der Einträge, chronoligisch.

August 2012:


September 2012


Oktober 2012
   

November 2012


Dezember 2012


Januar 2013


Februar 2013


März 2013


April 2013


Mai 2013


Juni 2013


 


Sonntag, 23. Juni 2013

Letzter Eintrag

Ein Jahr ist vergangen, damit ist nun auch mein Austauschjahr in Russland vorbei. Das heißt aber nicht, dass das Kapitel Russland für mich schon beendet ist.

Wie ich es im letzten Eintrag ja schon erwähnt hatte, bin ich schon wieder in Deutschland, seit knapp zwei Wochen. Ich bin gut hergekommen, auch wenn ich auf dem Flug sehr "interessante" Begegnungen hatte. Irgendwann bin ich dann mit meinem 32-Kilo-Koffer gelandet und wurde auch gleich in Berlin wunderbar begrüßt und von dort weiter nach hause gebracht.


Ja, wie sieht mein Leben jetzt so aus?
Die letzten Tage waren ein Mix aus irgendwelchen wichtigen Angelegenheiten (Schule, Arzt, Fahrschule, etc.) und entspannter Zeit mit Freunden; am Strand oder sonstwo. Jetzt haben ja auch die "offiziellen" Sommerferien begonnen und ich bin froh, dass ich noch genug Zeit habe, bevor das Alltagsleben wieder losgeht.
Das Wichtigste ist jetzt sowieso das Ankommen in Deutschland, in Stralsund und in meinem Leben hier. Auch wenn der Körper schon wieder da ist, braucht der Kopf ja ein bisschen länger. Die Umstellung auf mein altes Leben ging ziemlich fix, und ich freu mich immernoch, wieder zu Hause zu sein.
Ich finde, dass sich mein Leben hier von dem in Russland ziemlich unterscheidet, jetzt muss ich mal schauen ich das beides verbinden kann.

Natürlich bin ich aus Russland zurückgekommen mit Souveniren, über 10.000 Fotos, Videos, Musik, Filmen, Plakaten; aber was noch viel wichtiger ist: Mit Erlebnissen, Erfahrungen, Eindrücken, Plänen, Ideen, Freundschaften, Sprachen und so weiter...
Auf eine bestimmte Art vermisse ich Russland und einfach das Gefühl Austauschschüler zu sein. Obwohl ich glaube, dass mein Austauschschüler sein Leben lang bleibt.

Wie mich das Jahr verändert hat? Ich kanns schwer sagen. Na klar, man wird selbstständiger, bekommt ein gewisses Know-how dafür, Probleme selber zu lösen, man veliert die Angst im Umgang mit anderen Menschen, Kulturen, Völkern. Ansonsten können das wahrscheinlich nur Familie und Freunde einschätzen, inwieweit man sich verändert hat.

Wozu mir die Russische Sprache mal hilft, das wird sich noch zeigen, ich möchte das auf jeden Fall aufrecht erhalten. Denn man vergisst so schnell, wenn man kein Training hat, eigenlich müsste man jeden Tag etwas dafür tun. Jedenfalls bin ich mir sicher, dass es nicht schadet, noch eine weitere Sprache sprechen zu können. Warum russisch?: Это круто, если умеешь говорить и писать на одном языке, который другие не понимают. ;D

Das Ergebnis von einem Jahr Tagebuch-Schreiben: 12 Hefte

Fazit des Jahres

Es ist unheimlich schwer ein Fazit oder ein konkretes Endergebnis aus den Erlebnissen eines ganzen Jahres herauszufiltern. Vor allem ist es schwierig zu verstehen, wenn man nicht selbst im Ausland war.
Es ist ja so, dass man aus dem schönen, sicheren Zuhause an einen Ort wechselt, der sich irgendwo auf der Weltkarte befindet. Und plötzlich kennt man nichts mehr - man versteht kein Wort von der Sprache, hat keine Freunde, keine Verwandten, kennt das Essen nicht, weiß nicht wie man einkauft, von A nach B kommt, ein Busticket zieht, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten soll, man lebt in einer Familie mit anderen Regeln, Bräuchen und Vorstellungen, als man es gewohnt ist.
Und deshalb sind Erfolge während des Austauschjahres auch auch Dinge, die sonst selbstverständlich sind; z. B. wenn man es schafft, jemandem zu erklären was man gestern gemacht hat, wenn man selbst das Cafe findet, in dem man sich mit Freunden trifft, man das erste Buch liest in der neuen Landessprache, Freundschaften aufbaut in denen Sprechen gar nicht das Wichtigste ist.
Natürlich, Russland ist ein schwieriges Land für einen Schüleraustausch (der dort auch noch ganz am Anfang steht), viele Menschen sind Ausländern gegenüber noch sehr verschlossen und natürlich gibt es immermal Probleme und Zeiten in denen man sich nicht so richtig wohl fühlt. Aber an solchen Erfahrungen lernt man ja viel mehr. Und natürlich war ein richtig großer Teil auch atemberaubend gut und vor allem spannend. Denn Russland, wenn auch so nah an uns, ist doch komplett anders. Es gibt soviel zu sehen und zu erleben dort. Dieser Blog konnte ja nur einen minimalen Teil vom all dem zeigen.

Ich glaube das Wichtigste sagt dann doch das Titellied von James Bonds "Liebesgrüße aus Moskau"

I've travelled the world to learn
I must return from russia with love

hier das ganze Lied:

From russia with love I fly to you
Much wiser since my goodbye to you
I've travelled the world to learn
I must return from russia with love

I've seen places, faces and smiled for a moment
But oh, you haunted me so
Still my tongue tied, young pride
Would not let my love for you show
I case you say no

To russia I flew but there and then
I suddenly knew you'd care again
My running around is through
I fly to you, from russia with love

Künstler: Matt Monro
Album: From Russia with Love Soundtrack
Songtext von: http://www.lyricsdepot.com/matt-monro/from-russia-with-love.html




Wie die Zukunft aussieht, weiß keiner. Aber ich bin mir sicher, dass die Welt noch viele weitere Plätze hat, die ich mir anschauen möchte. Aber das dann in einem anderen Blog.

Bis Bald und Do Swidanija!


Ein Frage blieb noch offen - warum nach Russland? Weil Russland geil ist. Ende.


From Russia with Love

Heinrich
Генрих




Freitag, 14. Juni 2013

Abschlusstour

Heyhey!

Als erstes Einmal: Ich bin wieder Zuhause!
Ja, ich bin wieder gut in Stralsund angekommen; "offiziell" ist das Austauschjahr vorbei.
Da ich aber die letzten 2 Wochen keinen richtigen Internetzugang hatte und sowieso nicht unbedingt meine letzte Tage mit Blogschreiben verbringen wollte, kommt jetzt erstmal der Nachtrag über die Abschlusstour. Einen finalen Eintrag mit einer Art Fazit wirds dann in ein paar Tagen geben.

Die letzten Wochen waren natürlich hauptsächlich von Abschied geprägt. In meiner letzten Woche in Novgorod war ich noch auf einem Abschlusstreffen mit meinem Rotary-Club, in der Schule und hab mich mit Freunden getroffen.

Am Freitag, dem letzten Maitag, fuhr ich nach St. Petersburg; dort besuchte ich mit meinem Gastbruder Sascha "Tanz der Vampire". Dieses Musical ist ziemlich bekannt (vor allem in der Fassung von Roman Polanski), allerdings schauten wir natürlich die russische Version.
Danach fuhr ich mit dem Nachtzug nach Moskau denn dort startete unsere

Abschlusstour


Die ersten vier Tage der Tour verbrachten wir in Moskau. Wir wohnten alle in Gastfamilien, ich bei Mascha, die im letzten Jahr Austauschschülerin in Amerika war. Wir hatten tagsüber meist Exkursionen durch Moskau, führen mit dem Dampfer über die Moskva, waren auf dem Roten Platz, im GUM und im Kreml, in der Christi-Erlöser-Kathedrale und an all den anderen wichtigen Orten in Moskau. Das Wetter war unheimlich gut, wir hatten mittags 27 oder 28 Grad. Das Beste an der Tour war aber sowieso, dass wir als Austauschschüler alle zusammen waren.

 Die Moskva





 Kreml-Kirchen


 Moscow Night

Am 4. sind wir dann mit dem  САПСАН wieder nach St. Petersburg gefahren, wo der zweitTeil unserer Tour stattfand; mit auf dem Programm war die Eremitage, Fahrt über die Neva und die Kanäle, Ausflüge zum Katharinenpalast und nach Petrodworetz. Gewohnt haben wir die paar Tage zu zehnt im Hostel, was natürlich richtig gut war, da wir so die letzten Tage alle zusammen verbringen konnten.



 Winterpalast
 Abend über der Newa


Katharinenpalast
 Peterhof

Am letzten Abend hatten wir Gala-Dinner der Nationen, daher hat jeder ein für sein Land typisches Essen gekocht - so hatten wir mexicanische Guacamole, brasilianische Brigadeiros, indonesischen Reis oder deutsche Currywurst (haha ;D).















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Danach war es richtig schwer sich zu verabschieden, viel schwerer als von den Leuten aus Novgorod oder so. Russland war ja auch eben kein so leichtes Land für einen Schüleraustausch und wer versteht einen da besser als Menschen im gleichen Alter in der gleichen Situation? Dann ist es sehr traurig, wenn man sich voneinander verabschieden muss, ohne zu wissen in wieviel Jahren man sich wohl wieder sehen wird. So in der gesamten Gruppe vielleicht gar nicht mehr. Aber ist ist genial zu wissen, dass man auf der ganzen Welt to tolle Freunde hat!

Wie gesagt, der nächste Eintrag wird wahrscheinlich der Abschiedseintrag werden. Auch wenn das Jahr jetzt schon "offiziell" zu Ende ist, einmal hört ihr mindestens noch von mir!


Russisches Wort des Tages:

Конец (kanjetz) - Ende

Bis dann

From Germany with Love

Heinrich

Sonntag, 26. Mai 2013

Das letzte Klingeln

Die Schule ist aus!

Nun ist schon meine letzte Schulwoche vorbei. Am Mittwoch und Donnerstag war ich in St. Petersburg, da die Austauschschüler aus dem anderen russischen Distrikt zu einer Tour hierher gekommen sind. Das war die einzige Möglichkeit, sie mal zu sehen, da die ansonsten in Wladiwostok oder Magadan wohnen. Leider waren es nur 1 1/2 Tage, aber es war trotzdem genial ;D

Gestern war die offizielle Feier des letzten Schultages, nachdem der letzte Unterricht für die 11. und 9. Klassen am Freitag stattgefunden hat.
In Russland wird nach der 11. Klasse ein Examen geschrieben; die Abschlussprüfung ЕГЭ. (Единый государственный экзамен; Einheitliches Staatliches Examen), vergleichbar mit unserem Abitur. 
Pflicht sind Prüfugen in mindestens 3 Fächern (Russisch, Mathe, Wahlfach), wer möchte kann aber zusätzliche Prüfungen ablegen. Entscheidend ist nachher die Anzahl der Punkte, die man erreicht, denn danach richten sich die Chancen für die Aufnahme an einer Universität. Für hervorragende Schüler gibt es auch Stipenden, denn das Studieren an russischen Hochschulen ist richtig teuer. Daher ist ein gutes ЕГЭ so wichtig für die Schüler und der Druck entsprechend hoch.

Auch nach der 9. Klasse schreiben die Schüler ein Abschlussexamen mit dem Namen ГИА (Государственная итоговая аттестация; Staatliche Gesamtbeurteilung), welches man für den Eintritt in die 10. Klasse braucht. Das letzte halbe Jahr hat sich meine Klasse nur darauf vorbereitet. Natürlich ist es auch hier von Vorteil, ein gutes Examen abzulegen, allerdings nicht ganz so wichtig wie für die Abschlussklasse.
Eigentlich geht die Schule in ganz Russland bis zum 31. Mai; da die Examen aber schon diese Woche beginnen, haben die 9. und 11. Klasse schon schulfrei.
Wie schon gesagt, fand gestern von unserer Schule aus die Letzer-Schultag-Feier statt, oder auf russisch "последний звонок" (pasledniy swonok; "das letzte Klingeln"). Die Schüler der 9. oder 10. Klassen bereiten dazu ein Programm vor, wobei der größte Teil dabei das Charakterisieren der einzelnen Schüler einnahm: jeder wurde kurz vorgestellt und dann folgte ein kurze Szene, in der andere Schüler versuchten, denn jeweiligen Abschlussklässler so gut wie möglich zu imitieren. 
Danach kam die 11. Klasse auf die Bühne und dankte ihren Lehrern und der Schulleitung, dann gab es kurze Ansprachen von Direktorin und Stadtvertretern. Zum Abschluss läuteten ein Erst- und ein Elfklässler zusammen symbolisch zum letzten Mal die Schulglocke.


Gruppenbild mit Lenin

In der Pilharmonie
Grundschul-Chor

Unsere Direktorin
Unsere Lehrer

Abschlussklasse

Meine Zeit in Novgorod neigt sich langsam dem Ende, die nächste Woche werde ich mit Sachen packen und Verabschieden verbringen. Am Freitag fahre ich dann nach St. Petersburg und weiter nach Moskau, wo meine Abschlusstour beginnt. Das heißt, dass dieser Eintrag zwar das letzte "Neue aus Novgorod" ist, aber noch nicht der letzte Eintrag aus Russland. Ich versuche aber von der Tour zu berichten.

 Bis dahin!
 

Russisches Wort des Tages:

Выпускники (wypuskniki) - Abschlussklasse, "Abiturienten"

From Russia with Love,

Heinrich
 








Sonntag, 19. Mai 2013

Vorurteile im Check (4): Download von Matrjoschkas

Der Sommer ist da - ich glaube in Novgorod würde der Frühling übersprungen. Hatten wir vor ein paar Wochen noch Schnee und Eis, ist nun das Sommerwetter mit Sonne und 28°C angekommen. Außerdem gewittert es unheimlich oft, ungefähr jeden zweiten Tag.

Beim Sonnenwetter haben wir uns diesen Samstag entschieden, mit dem Dampfer einmal den Wolchow entlang zu fahren. Nun gut, außerhalb Novgorods gibt es nun nicht soo viel zu sehen, nur hier und da mal ein paar Kirchen und Klöster. Allerdings fuhren wir auch bis zum Ilmen-See (rus. Ильмень), dem größten See unserer Oblast (35 x 45km). 

 Ilmensee
Heute, zum Geburtstag meines Gastvaters, sind wir nach Staraja Russa gefahren, einem kleinen russischen Provinzort auf der anderen Seite des Ilmensees. Dort läuft das Leben noch etwas langsamer. Die Stadt ist schon ziemlich alt, hat viele Kirchen und Klöster. Der Dichter Fjodor Dostojewski hat dort ein paar Jahre gewohnt (z. B spielt dort teilweise der Roman "Die Brüder Karamasow").
Und natürlich gibt es einen Platz der Revolution und Straßen zu Ehren von Marx, Engels, Liebknecht und Zetkin.

Besonders an Staraja Russa ist aber der Status als Kurort, denn dort gibt es Mineralwasser und Heilschlamm. Viele Leute fahrenden dort hin, um sich von allmöglichen Krankheiten zu erholen. Auch wir haben natürlich gleich einen Becher Mineralwasser getrunken (Geschmack eher mittelmäßig).


Da noch ein paar Themen offen sind, kommt hier der Abschluss des Vorurteil-Checks über Russland

12. Rolle der Frau

Die Frauenrolle ist ein durchaus interessantes, aber auch kompliziertes Thema. Vorallem bis zum 19. Jahrhundert war Russland ein sehr patriarchalisches Land (auch wenn man sagen muss, dass es im russischen Reich vier Zarinnen als Herrscher gegeben hat, von denen zumindest Katharina die Große eine sehr herausstehende Rolle in der Weltgeschichte spielte).
Natürlich gibt es auch hier in Russland noch eine Menge Familien, in denen der Mann als Ernährer der Herr im Haus ist. Auch die Rollenbilder sind traditionell mehr auf weibliche bzw. männliche Attribute festgelegt: Der Mann als stark und fähig die Familie zu ernähren, die Frau schön und für die Kinder zuständig.
Allerdings hat das poltitische Regime des letzten Jahrhunderts seinen Einfluss hinterlassen: in der ehem. Sowjetunion war es auch für Frauen selbstverständlich einen Beruf zu ergreifen und zu arbeiten. Vorallem mathematisch-technische Berufe wie Architekt(in) oder Ingenieur(in), die man ja "traditionell" eher Männern zuordnet, werden hier vielfach auch von Frauen ausgeübt. Auch das Alter ist entscheidend: die russichen "Babuschkas" haben oft entschiedenen Einfluss auf die Familien.
Nach meiner Ansicht sind besonders die jungen Russinnen sehr selbstbewusst, zielstrebig und selten unterwürfig. Allerdings gibt es leider auch hier Vorkomnisse wie häusliche Gewalt gegen Frauen.




13. Downloadparadies

Das Internet ist für die Russen eigentlich ein Selbstbedienungsladen mit fast endlosem Sortiment. Das Herunterladen von Musik, Filmen, Büchern, Programmen, kurz all dem, was sich digital speichern lässt, ist hier ganz alltäglich. Im bekanntesten russischen Social Network "VKontakte" (Вконтакте, vk, Russen-facebook), gibt es alle möglichen Musikstücke zum freien Anhören. Eingebunden in das Netzwerk ist auch eine Art Videoplattform (ähnlich wie youtube), zum einen mit Privatvideos, aber selbstverständlich hauptsächlich mit Raubkopien von Filmen jeglicher Art. Dass das Herunterladen von dort ein Kinderspiel ist, überrascht wahrscheinlich niemanden.
Beliebter für das "ziehen" von Filmen sind allerdings Torrents, eine spezielle Downloadmöglichkeit im Internet. (Für Erklärungen bitte kurz googeln). Wenn man den Namen eines Filmes in Internetsuchmaschinen eingibt, ist grundsätzlich der erste Eintrag "Torrent" (bzw "kostenlos downloaden"). Ähnliches gilt für Computerspiele, Lehrbücher, E-Books und so weiter.
Per Gesetz ist es natürlich nicht erlaubt (glauben jedenfalls die Leute, mit denen ich geredet habe, sicher weiß es auch keiner), jedoch wird eigentlich niemals jemand strafrechtlich dafür belangt.
Dieses weitverbreitete Downloaden führt aber zu einer ganz kuriosen Erscheinung; und zwar sind "richtige" DVDs oder CD's in Russland ziemlich billig (normalerweise 3-5€). Die großen Filmverleihe haben sich nämlich dazu entschlossen, hier die Filme zum Sonderpreis anzubieten, weil die sonst gar keiner mehr kaufen würde.

so sieht dann die Suchvervollständigung bei Yandex.ru aus, wenn man nach "Skyfall" sucht.


14. Matrjoschkas

Diese kleine Holzpuppen (rus. Матрёшка) sind natürlich DAS Souvenir aus Russland. Ich nehme an, jeder kennt die mehrteilgen hölzernen Figuren. Anfang des 19 Jahrhunderts erfunden, erfreuen sie sich heute eigentlich nur noch bei Touristen ungebrochener Beliebtheit. In russischen Haushalten sieht man sie dagegen eher selten. Die einfacheren Matroschkas bestehen aus 3 oder 5 Einzelfiguren, andere aus 7 oder mehr Teilen. Die Bemalung variiert dabei nach Herstellungsort. Neuerdings gibt es an den Souvenirbuden aber auch Matrjoschkas mit Bildern von Putin, Medwjedew, Jelzin oder Lenin (nach Belieben auch alle zusammen).
Traditionell ist die Frontzeichnung jedoch eine Frau in gelbem Kleid mit rotem Kopftuch.

Falsch ist übrigens die Bezeichung Babuschka. Wieder jeder mitbekommen hat, heißt das Oma und hat mit den Puppen überhaupt nichts zu tun.



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Damit ist der Vorurteils-Check zu Russland auch vorerst beendet. Hat noch jemand eine Frage, dann wie immer über: heinrich.bloginput@yahoo.de

Morgen beginnt meine letzte Schulwoche - der Abschied ist nah...


Russisches Wort des Tages:

Озеро (osero) - der See

From Russia with Love,

Heinrich


Sonntag, 12. Mai 2013

Ehre dem Vaterland bis zum Ende - Der Tag des Sieges



С Днём Победы!
Alles Gute zum Tag des Sieges (über Deutschland im 2. WK)


Gratulationsplakat mit "Wir sind aus Berlin (zurück)"
Am 9. Mai sind wir dann am Höhepunkt der Maifeiertage angekommen: dem Tag des Sieges ("Den Pobedy").

Dieser Feiertag ist einer der größten in Russland, ich wage sogar zu sagen DER Feiertag überhaupt. Mir kam es vor wie Weihnachten, Sylvester und Ostern zusammen (nur eben ohne Geschenke). Die Städte sind geschmückt, in St. Petersburg habe ich an den großen Werbetafeln echt nirgendwo kommerzielle Plakate gesehen, sondern nur offizielle Poster mit Glückwünschen zum Tag des Sieges. Dazu waren auch die Bahnhöfe entsprechend dekoriert (am Donnerstag fuhr man mit der Staatsbahn zum halben Preis), und im Internet auf vkontakte regnete es Bilder und Zitate.

Die Polizei in Paradeuniform (:


Am Tag des Sieges wird, logischerweise, dem Sieg der sowjetischen Streitkräfte im Großen Vaterländischen Krieg (rus. Великая Отечественная Война, Teil des 2. Weltkriegs) über die faschistischen Truppen gedacht. Dieser Teilkrieg begann 1941 mit dem Angriff auf die Sowjetunion und endete 1945 mit der Kapitulation des Dritten Reiches. Die Euphorie, mit der dieser Feiertag immernoch begangen wird, ist relativ leicht mit der russischen Sicht auf den Krieg zu sehen: Nachdem Deutschland die Sowjetunion auf ihrem Territorium angriff, haben deren Soldaten mit Unnachgiebigkeit und Mut das Vaterland (bzw. Frauen, Mütter, Kinder) geschützt und gegen den Feind verteidigt, vor einer möglichen Fremdherrschaft bewahrt und die Freiheit des sowjetischen Volkes wiederhergestellt. 
Das Datum, der 9. Mai, bezeichnet das Ende des Krieges, also den Tag an dem Deutschland 1945 die Kapitulation unterschrieben hat. 
Geschichtsfreunde mögen anmerken, dass dies doch am 8. Mai geschah, das ist auch richtig (Reims), die letzte Unterschrift im Sowjetischen Hauptquatier in Berlin-Karlshorst ging aber erst nach Mitternacht ein.

Der 9. Mai ist natürlich ein arbeitsfreierTag, unsere Schule hat uns auch ein verlängertes Wochenende gegeben. Am Mittwoch haben wir aber schon in der Schule gefeiert und zwar mit einem "Wettbewerb des patriotischen Liedes", bei dem jede Klasse ein Kriegs-, bzw Soldatenlied singen musste.


Unser Klassenlied war:
"Наверх вы, товарищи!" (Варяг)/ Nawerch wuy, Towarischi, also "Auf, ihr Genossen!"

 Ich mach mal eine kurze Übersetzung von 3 Strophen 


(1) Auf, ihr Genossen! Alle auf die Plätze!
Die letzte Parade bricht an.
Dem Feind ergibt sich nicht unser stolzer "Warjag"
Niemand wünscht Gnade

(2) Alle Fahnen Flattern, Ketten rasseln,
Der Anker wird gelichtet.
Bereitet euch auf die Schlacht vor! Geschütze sind aufgereiht
Die Sonne funkelt bedrohlich

(4) In Todesqualen zittert der Körper,
des Geräusch von Kanonen, und Rauch, und Stöhnen...
Das Schiff unter einem Flammenmeer
Die Minute des Abschieds ist gekommen

(5) Verabschiedet euch, Genossen! Mit Gott, Hurra!
Kochendes Wasser unter uns!
Als wir gestern noch mit euch waren, dachten wir nicht,
dass wir heute unter den Wellen sterben.


Macht Lust auf Krieg, mhm?
Hier die Aufnahme wie meine Klasse singt.

Nachdem alle Klassen fertig waren und auch die Lehrer ihr Lied gesungen haben, kam noch ein Veteran zu uns, der ausführlich von seinen Kriegserlebnisse erzählte.




Abends fuhr ich mich Sascha nach St. Petersburg.

Der Nevskiy Prospekt im Flaggenmeer
Wie schon gesagt, dort war alles, die ganze Stadt, dekoriert. In den Straßen hingen Russland-Flaggen, Transparente und Blumen.
Am 9. Mai, fuhren wir morgens zum Platz vor dem Winterpalast, wo um 10:00 eine Militärparade stattfand. Leider konnte ich nicht viel sehen, da vor mir 30 Reihen Menschen standen und man aufpassen musste in der Menschenmenge überhaupt noch Luft zu bekommen. Eine Stunde habe ich gebraucht, um mich auf einen Platz vorzukämpfen, an dem ich was sehen konnte, da war die Parade aber schon fast vorbei.


Auf dem Palastplatz
Katastrophenschutz


Später waren wir ein bisschen spazieren, überall konnte man Russland- oder Sowjetflaggen kaufen, außerdem Mützen, Luftballons in Panzerform und allen anderen möglichen Kram. Später begann dann der Veteranenumzug. Dazu wurde der Nevskyi Prospekt für Autofahrer gesperrt, eine Stunde lange zogen Armeeeinheiten, Militärorchester und eben Veteranen vorbei. Auf den Paradeuniformen glitzerten stolz die Orden, und als sie vorüberzogen riefen die Zuschauer "Hurra, Hurra", klatschten und liefen von allen Seiten hinzu, um den Veteranen Blumen zu schenken und ihnen zu danken. Das habe ich so noch nie erlebt.
Später folgten Überlebende der Blockade Leningrads und deutscher Konzentrationslager, dann ehemalige Helfer der Staatsbahn.
Ganz zum Abschluss folge dann die Kommunistische Partei, rote Fahnen schwenkend und mit Bildern von Stalin.


Alle Veteranen werden von links und rechts mit Blumen überhäuft
Auch Frauen, selbstverständlich

Die Russischen Frontabschnitte





Überlebende der Blockade Leningrads


"Ни шагу назад" (Kein Schritt zurück) war eine der Kriegsformulierungen Stalin, diese Doktrin brachte die entscheide Wendung im Deutsch-Russischen Krieg

Mitarbeiter der Staatsbahn РЖД


Die Kommunistische Partei Russlands

Genosse Stalin


Spätabends endete der Festtag mit einem Feuerwerk.
Die ganz große Parade fand allerdings nicht in St. Petersburg statt, sondern auf dem Roten Platz in Moskau.
Wer interessiert ist: nach der Präsidentenansprache maschieren erst die Truppen (Min. 20), dann kommen Kriegsmaschinerie und Raketen (Min. 37) und anschließend noch die Luftwaffe (Min. 46).


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Für jemanden wie mich, der das zum ersten Mal erlebt, war es unheimlich überwältigend, wieviel den Russen dieser Tag bedeutet. Wie ich vorhin schon geschrieben habe, gibt es auch ausreichend Grund den Tag zu feiern, an dem ein so grausamer Krieg zu Ende ging. Über die Art und Weise des Gedenkens und über die Glorifizierung kann man sich natürlich streiten. Für einen Deutschen ist es ein komisches Gefühl, wenn der Lieblings-Autoaufkleber skandiert: Auf nach Berlin!
Fast 70 Jahre danach und unter anderen Umständen und in einer anderen Generation, im Zeichen der Völkerverständigung und des Friedens sollte man vielleicht nochmal überdenken welche Lieder und Gedichte, oft geschrieben in Rache, Wut und Hass, wir unseren Kindern beibringen.
Gedenken ist richtig und wichtig, aber dadurch sollte keine neue Feindschaft gesät werden.. (Ich habe oft von Jugendlichen gehört, dass sie früher dachten, dass Deutsche und Russen gar nicht befreundet sein dürfen. Schade wenn ein jahrelang aufrechterhaltenes Feinbild solche Nebenwirkungen mit sich bringt..) Aber das ist eine ganz andere Sache zum diskutieren.
Freuen wir uns, dass wir in Frieden leben!
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Russisches Wort des Tages:

Война (woina) - Krieg  

und 

Мир (mir) - Frieden

From Russia with Love

Heinrich